Die Fülle der Ghanaerinnen – The Buttocks

Durch meine Reisen nach Ghana, einem Land in Westafrika, bekam ich die Möglichkeit einige meiner kulturellen Glaubenssätze unter die Lupe zu nehmen und mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Interessanter Weise haben mir diese Ausflüge nicht nur zu einer neuen Klarheit verholfen, sondern gleichzeitig auch zu mehr Verwirrtheit. Nun sitze ich also wieder hier im gut-bürgerlichen deutschen Reihenhaus und unzählige Fragezeichen umschwirren meinen ach so klugen europäischen Kopf.

Eins dieser Fragezeichen befindet sich am Ende der Frage, wie es nur möglich ist, in einem sogenannten Dritte-Welt-Land die Erfahrung der Fülle machen zu können, wo wir doch hier in Europa so mit Reichtum gesegnet sind...

The Buttocks - In Fülle leben

Copyright © 2019 Daniela Fuchs

Das Erste was mir in diesem Land ins Auge fiel, waren die großen, wohlgeformten Pos vieler Frauen. Nachdem ich mit einem sehr kleinen Po gesegnet bin und gleichzeitig mit ihm immer auch versucht habe meine Minderwertigkeitskomplexe zu verbergen, war das ein Thema, das mich seitdem nicht mehr loslässt.

Da tragen doch die Frauen ihre Hinterteile mit sich herum, als wenn es das Selbstverständlichste von der Welt wäre! Bei jedem Schritt wippen die Rundungen markant von einer Seite zur anderen. Und sie präsentieren sich auch noch in engen bunten Kleidern, in denen der Po noch sehr viel mehr zur Geltung kommt. Und interessant... wenn sie etwas vom Boden aufheben oder arbeiten, bücken sie sich einfach, strecken den Po dabei weit heraus und verschwenden tatsächlich gar keinen Gedanken an ihn.

Was machen wir deutschen Frauen denn stattdessen?

Ganz elegant geht das Fräulein in die Knie, immer peinlichst darauf achtend, dass keinerzeit jemand einen Blick auf ihren Allerwertesten erhaschen und dabei lüsterne Gedanken haben könnte. Für eine Dame ziemt es sich auch nicht, das Gesäß zur Schau zu stellen. Ist das denn nicht eine eindeutige Einladung für den Mann? Zeigt die Frau denn nicht, dass sie willig und leicht zu haben sei?

Wie kommt es dann, dass die ghanaischen Frauen keine Angst vor Übergriffen und Vergewaltigungen haben? Dass ihre Männer nicht eifersüchtig reagieren und sie als Schlampen abstempeln?

Nun, das gab mir zu denken.

Eine ghanaische Frau holt Wasser am Brunnen. Man sieht sie von hinten. SIe trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: "one touch victory"
Copyright © 2019 Daniela Fuchs

Ich machte daher ein Experiment: ein Jahr lang imitierte ich die afrikanische Frau. Ich kniete mich nicht mehr, sondern bückte mich und streckte dabei meinen Po weit heraus. Bei jeder kleinen Beugung wurde ich mir meiner Verspannung im unteren Rücken bewusst - und die Angst dahinter, mich zu sehr zur Schau zu stellen, anrüchig oder gar unzüchtig zu sein.

Doch ich sagte "Ja!"

Ich streckte meine Knie durch und machte meinen Rücken lang: "Hier Welt, schau nur hin!"

 

Für mich war schon vor meiner Reise klar, dass Afrika mich an meine Wurzel-Chakra-Themen bringt. Und hier kann es deutlicher kaum sein!
Ich merke, es geht um meine Existenz.

Folgende Fragen sind mir dabei aufgeploppt:

 

Gebe ich mir selbst die Erlaubnis aufzufallen?

Wie viel Raum gestehe ich mir selber zu?

Darf ich überhaupt sein?

 

Im Patriarchat hat sich die Frau zurückgenommen und die Männer die Entscheidungen treffen lassen. Ich stelle fest, dass in Ghana die gesellschaftlichen Strukturen etwas anders sind als bei uns, auch wenn ich sie noch nicht wirklich begreifen kann. Ich erkenne dort schon klare Züge der Männerdominanz, jedoch haben Frauen trotzdem eine starke Präsenz. Es ist für mich ein spannendes Feld, das ich in Zukunft gerne noch tiefer ergründen möchte.

Hier seht ihr ein paar Videos verschiedener traditioneller Tänze in Ghana. Ganz offensichtlich steht der Po auch hier wieder voll im Mittelpunkt.

 

Im ersten Video sehen wir den Borborbor Dance auf einer Hochzeit. Dieser Tanz kommt aus der Volta Region und wird von dem dort ansäßigen Volk der Ewe getanzt.


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Im Norden Ghanas wird der Tora getanzt. Vor allem von den Leuten der Mamprusis, Nanumbas und Dagombas. Im Gegensatz zum ersten Tanz ist dieser mehr inoffiziell ein Freizeittanz. Wobei auch dieser bei Beerdigungen, Hochzeiten und anderen offiziellen Zeremonien abgehalten werden kann. In der Regel übernehmen die Männer das Musizieren und bilden einen Halbkreis während die Frauen in der Mitte tanzen.


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Und schlussendlich der Hochzeitstanz der Braut. Ebenfalls ein Tanz der Ewe aus der Volta-Region. Für mich war der Anblick auch erst einmal gewöhnungsbedürftig, aber anscheinend hat dieses Körperteil die viele Aufmerksamkeit und Anerkennung redlich verdient.

Lasst uns unsere Pos also ins rechte Licht rücken, meine lieben Damen!


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Nun, auch nach einem Jahr ist mein Prozess noch nicht abgeschlossen. Noch immer erinnere ich mich jedes Mal daran, meinem Po den Raum zu geben, den er verdient. Aber etwas ganz Entscheidendes hat sich bereits verändert.

  • Ich lasse mein Aussehen und mein Verhalten nicht mehr von Männern bestimmen. Männer stehen hierarchisch nicht über mir. Sollen sie doch sexuelle Gedanken haben, was geht mich das an?
  • Ich bin nicht mehr daran interessiert, Männern zu gefallen. Ich will nur noch mir selber gefallen! Und ich darf Gefallen an meinem - ganz individuellen - Körper finden! Egal ob mein Hintern nun groß oder klein ist, rund, oval, weich oder fest - er ist göttlich! Welchen Grund gäbe es also, ihn zu verstecken?

Ich als Frau habe Fähigkeiten, die Männer nicht besitzen. Diese Fähigkeiten sind wertvoll für diese Welt. Ich darf mir daher den Raum nehmen, den ich brauche, um mich und meine Talente vollends entfalten zu können.

 

In diesem Sinne lade ich euch ein, liebe Schwestern. Präsentiert euch! Teilt gerne eure Gedanken und Erlebnisse zu diesem Thema, ich bin gespannt auf eure individuellen Ansichten und Erfahrungen!

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Daniela
Webdesignerin, Reisebegleitung & Kräuterpädagogin
aka Wortmagierin, Grenzgängerin und Pflanzenliebhaberin.

"Ich wünsche mir eine friedvolle Welt, in der wir die Reichtümer von Mutter Erde miteinander teilen und die Einzigartigkeit jedes Menschen wertschätzen können.
Eine Welt, in der wir unsere Talente voll ausschöpfen können und sie als Teil einer Gemeinschaft für gemeinsame Ziele einsetzen.
Darum habe ich Sisters United ins Leben gerufen. Ich hoffe, dass sich hiervon viele Frauen angesprochen fühlen und mit mir gemeinsam aktiv werden."

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